Ukrainian Soul: Martinskirche  2019

 

BZ 19.03. 2019-03-20 Ukrainian Soul

 

MÜLLHEIM. Räumlich und klanglich liegen Welten dazwischen. Doch wenn sich der Klang des Hang mit ukrainischer Volksmusik vermengt, entsteht etwas Magisches. Dieses spannungsreiche Experiment wagte am Sonntag Tilo Wachter mit zwei Freunden aus der Ukraine in der Müllheimer Martinskirche.

 

In der Kirche herrschen Dunkelheit und Stille. Wie aus weiter Entfernung hallen einzelne Stimmen durch den Raum, die sich einander annähern, um dann zu verschmelzen. Aus der sakralen Atmosphäre heraus treten eine Frau und zwei Männer. Dass sie gemeinsam auf der Bühne stehen, ist Ergebnis einer "Gesangsreise" in die Ukraine.
Dort ging der Müllheimer Tilo Wachter vergangenes Jahr mit traditioneller ukrainischer Musik auf Tuchfühlung. Fasziniert von der ursprünglichen Folklore und den althergebrachten Gesängen tat er sich mit den Musikern Mariana Sadovska und Jura Josyfovich zusammen, die er vor Ort kennengelernt hatte. Ein gemeinsames Projekt sollte letztlich daraus entstehen.
An Spannung gewinnt die deutsch-ukrainische Fusion durch Wachters Lieblingsinstrument, das sogenannte Hang. Die konvex geformte Klangschale aus Blech wurde erst vor gut 20 Jahren erfunden und entführt den Zuhörer in sphärische Klangwelten.

 

Faszinierende und bis dato unbekannte Klangteppiche Tilo Wachter hat vor sich gleich vier Hangs stehen, denen er mit Handflächen und Fingern exotische Melodien – wie aus einer anderen Welt – entlockt. Mit ihm auf der Bühne sitzt Sängerin Mariana Sadovska. Die zweifache Welt-Musik-Preisträgerin, die auch Harmonium spielt, ist bekannt für ihre Fähigkeit, Traditionelles mit Modernem zu verbinden. Das Trio wird komplettiert von Sänger Jura Josyfovich, der sich ganz dem archaischen Klang ukrainischer Musik verschrieben hat.

Dass nun ausgerechnet das in der Schweiz entwickelte Hang mit ukrainischer Volksmusik gepaart wird, ist einmalig und – um es vorweg zu nehmen – ein echter Glücksfall. "Wir haben zwei Kulturen miteinander kombiniert", erläuterte Tilo Wachter das Projekt dem Publikum in der gut gefüllten Martinskirche. Dabei sei etwas völlig Neues entstanden.

Es sind faszinierende und bis dato unbekannte Klangteppiche, mit denen die drei Musiker die Martinskirche ausgestalten. Instrumentale Sequenzen aus Hang, Harmonium und Handglocken eröffnen einen geheimnisvollen Raum mit kraftvollem Gesang, der im nächsten Moment wieder ganz leise wird. Immer wieder treten traditionelle ukrainische Lieder hervor, die den Frühling herbeirufen sollen oder von der Liebe handeln.

Auch wenn man sich etwas mehr Optimismus und etwas weniger düstere Spannung in den Melodien gut hätte vorstellen können – das deutsch-ukrainische Trio überzeugte mit seinen innovativen Ideen. Vom Publikum, das gegen Ende einen ukrainischen Kanon mitsingen durfte, gab es ausgiebigen Applaus.